Der Moment des Loslasses

geschrieben in 2018

Es ist der Moment kurz vor dem Absprung am Rande der Klippe, wenn man die stille Angst im Bauch fühlt. Vielleicht tragen die Flügel ja nicht bis zur anderen Seite.

Es ist der Moment, wenn man das Gummiband fest gespannt zwischen den Fingern hält und es gleich platzen wird. Ein kurzes Peitschen und dann ist es vorbei.

Das Pflaster immer schnell abreißen,
„dann tuts nicht weh“,
ist ne Lüge.

Es tut weh, man hat nur keine Zeit darüber nachzudenken.

Ich sitze hier aber schon ganz schön lange und starre es an und es wird immer klebriger. Ein Monster mit Reißzähnen.

Leichte Panik, die immer schwerer wird und die Frage, ob weinen hilft oder feuchte Augen schon genügen.

Gedanken überschlagen sich – Radschlag, Handschlag, Schlag ins Gesicht.

Lege zwei Finger an die Ecke und pule herum.

Herzklopfen und pule, pule, pule…

Und renne los

Und springe über die Klippe

Und das Gummiband reißt peitschend

Und das Pflaster ist fort

Und ich bin erwacht.

Previous
Previous

Wie wir heilen, Wie wir strahlen, Wie wir genügen | Gedanken zu einem Leben in Authentizität

Next
Next

Was die Menschheit braucht